Grimmepreisträgerin kritisiert Ernennung des Amtsleiters
Waldeckische Landeszeitung, 30.03.2004
WALDECK-FRANKENBERG. Sie ist Botschafterin und bezieht Stellung: "Ich trete von dem Amt der Botschafterin zurück, wenn der ernannte Leiter des Nationalparks sein Amt antreten wird", betont Felicitas Woll gegenüber WLZ-FZ. Die engagierte Schauspielerin aus Harbshausen, die im Januar zur Botschafterin des Kellerwald-Nationalparks ernannt wurde, sieht in der Personalwahl für den Posten des Amtsleiters den falschen Weg. Entschieden kritisiert sie die Vermarktungsideen für den Schutzwald, die Dr. Horst Gossenauer-Marohn ihr gegenüber bislang in seiner Funktion als Leiter des Lenkungsausschusses nannte. "Das geht in die vollkommen falsche Richtung".
"Als man vor ein paar Monaten an mich herantrat mit der Frage, ob ich Botschaferterin des Nationalparks Kellerwald werden wolle, konnte ich das aus vollem Herzen heraus mit Ja beantworten", blickt die junge Harbshäuserin zurück, die in der Rolle der Lolle in der ARD-Frühabendserie "Berlin, Berlin" bundesweit bekannt wurde. Die 24-Jährige ist ein Kind dieser Region, am Fuße des Kellerwaldes groß geworden, beobachtete die Kämpfe für und gegen den Nationalpark im Laufe der vergangenen zehn Jahre - eine Erfahrung, die sie prägte: "Die Möglichkeit, für den Bestand dieser einzigartigen Artenvielfalt und den Reichtum an Buchenbeständen einen kleinen Beitrag zu leisten, hat mich in meiner Zustimmung für das Amt noch bestärkt," betont Felicitas Woll.
Unter dem Licht, Gutes für die Entwicklung des Schutzwaldes leisten zu wollen, nahm sie am Montag auch Stellung zu der Personalwahl des Hessischen Umweltminiters Wilhelm Dietzel, der vergangene Woche den bisherigen Leiter des Lenkungsausschusses, Dr. Horst Gossenauer-Marohn, zum neuen Leiter des Nationalparkamtes bestimmte.
Heftig schlugen die Wellen der Entrüstung nach dem Bekanntwerden der Personalwahl hoch: Bürgermeister der Anliegermeinden und Naturschutzverbände kritisierten die Wahl Dietzels - der Auserwählte sei für die anspruchsvolle Aufgabe, die großes Wissen und praktische Erfahrung aus Forstwirtschaft und Naturschutz sowie hohe Führungsqualitäten verlange, fachlich nicht geeignet (WLZ-FZ berichten).
Davon ist auch Felicitas Woll überzeugt: "Ich halte die Ernennung des Nationalparkleiters für falsch und undemokratisch", sagt die Harbshäuserin entschieden. Nach den schwierigen Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre müsse der Leiter des Nationalpark von Region gewählt werden, dürfe "nicht von oben bestimmt werden", ist sie überzeugt: "Der Leiter dieses Nationalparks müsste den Kellerwald genau kennen und sich mit ganzem Herzen dafür einsetzen", fordert sie. In den letzten Wochen habe sie Gespräche mit dem designierten Amtsleiter geführt und sich seine Vorstellungen und Ansichten über Marketing und ihre Rolle im neuen Gesicht des Nationalparks angehört. "Diesen Vorstellungen über unseren Kellerwald und meiner Aufgabe dabei kann ich in keinem Fall beipflichten," bezieht die Grimmepreisträgerin deutlich Stellung.
Sie fragt sich, welche Stellung die Menschen haben, die sich jahrelang mit fachlichem Wissen für die Entwicklung des Nationalparks einsetzten - ob sie überhaupt die Möglichkeit bekommen, weiterhin mitzuarbeiten, wie etwa Achim Frede. "Er geht mit hohem fachlichen Wissen und großem Engagement an die Arbeit und bringt Menschen zusammen, anstatt sie zu polarisieren. Und solche Menschen kommen nicht zu Wort". Auch gegen das Gesicht, das der designierte Amtsleiter der Schauspielerin für ihre "Rolle" als Botschafterin zugestehe, verwehrt sich Felicitas Woll: "Ich werde kein Maskotchen oder, wie man mir sagte, ein 'Nummerngirl' oder 'Pausenact' spielen. Ich bin zwar Schauspielerin, aber nicht im Amt als Botschafterin des Nationalparks", unterstreit die 24-Jährige entschieden und wiederholt: "Ich werde zurücktreten in dem Moment, wenn Dr. Marohn sein Amt antritt".
Sie sei traurig über die Entwicklung. Nach reiflicher Überlegung sei das aber "die einzige für mich stimmige Botschaft, die ich für diesen Wald und die gesamte Region übermitteln kann, damit der Nationalpark nicht in die falsche Richtung geht." Gerade mit Blick auf die Geschichte der vergangenen Jahre - die Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern - könne "nur ein gemeinsames Entscheiden der Anliegermemeinden bei der Wahl des Nationalparkleiters dem Nationalpark eine gute Zukunft bringen".
Marianne Dämmer
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