"Nicht deutscher Humor, sondern mein Humor"
Hamburger Abendblatt, 08.03.2005

Drehbuchautor: David Safier hat 86 Folgen der Erfolgsserie verantwortet - jetzt startet die vierte und auch letzte Staffel.

"Wie ein Hammer, der nicht schmerzt", sagt David Safier, habe sich die unerwartete Auszeichnung mit dem Emmy angefühlt, die der Drehbuchautor kürzlich in New York für die ARD-Vorabendserie "Berlin, Berlin" entgegennehmen durfte. Obwohl er "ernsthaft gar nicht damit gerechnet" hatte: Safier saß während der Verleihung im Luxushotel "Hilton" in der letzten, die Verantwortlichen einer ebenfalls nominierten Konkurrenzproduktion hingegen in der ersten Reihe. "Ich hab' gedacht: Ganz klar, die kriegen den Preis." Statt dessen erhielt "Berlin, Berlin" die US-TV-Auszeichnung - ausgerechnet in der neu geschaffenen Kategorie "Comedy", nicht gerade deutsches Parade-Terrain.

"Wenn ich schreibe, will ich mich vor allem selbst unterhalten", versucht Safier den Erfolg der Serie zu erklären. "Das ist ja nicht in erster Linie deutscher Humor. Es ist mein Humor." Der verkauft sich inzwischen auch ins europäische Ausland. Safiers lettisches Au-pair-Mädchen hat ihm von der dortigen Synchronisation der Serie berichtet: "Ein Mann spricht alle Männerrollen, eine Frau alle Frauenrollen." Auch in Deutschland füllt "Berlin, Berlin" offensichtlich eine Marktlücke. "Wir haben zwar eine ganze Reihe Sketchautoren", erzählt Safier, "aber wenig gute Serienautoren." Zudem habe vorher eine ganze Industrie von Schwulenwitzen gelebt. "Wir sind bewußt dagegen gegangen." Mit der Einführung einer lesbischen Figur als beste Freundin der Protagonistin verlieh Safier der Homosexualität in seiner Serie Selbstverständlichkeit, ohne sie als Komiklieferanten zu mißbrauchen.

Die redaktionelle Umgebung, in der Safier seine Geschichten um Lolle (Felicitas Woll), das Landei, das sich zur Großstadtpflanze entwickelte, verfaßte, beschreibt der 38 Jahre alte Autor als denkbar günstig: "Ich konnte machen, was ich wollte." Auch in der vierten und letzten Staffel gibt es ein paar Schmankerl, die über den ohnehin schon sehr eigenen Einsatz von Comic-Sequenzen hinausgehen. In der Folge "Stuttgart, Stuttgart" wird zum Vorspann auf schwäbisch gesungen, in einer anderen Folge tritt Lolle aus ihrer Rolle und mit dem Serienautor ins Gespräch. Der heißt dann zwar auch David Safier, wird aber von einem Schauspieler dargestellt. "Das ist besser so", lächelt der Original-Autor.

Hätte er es sich backen können, sagt Safier, hätte er noch ein Jahr weitergemacht. Traurig ist er aber nicht, daß nach vier Staffeln und drei Jahren Schluß ist mit Lolle und ihrem Chaos-Leben im Hauptstadt-Dschungel: "Es gibt Schlimmeres, als mit einem Emmy aufzuhören."

( von Maike Schiller )