Interview mit Felicitas Woll bei BUNTE.T-Online.de
Was erwartet uns in der neuen Staffel von "Berlin, Berlin"?
Jeder von uns hat sich in dem Jahr, das zwischen der ersten und der zweiten Staffel lag, ein Stück weit
verändert. Die Rolle ändert sich da zwangsläufig mit. Bei Lolle sind z.B. die Haare ab, und sie ist reifer
geworden. Ihre Freundin Rosalie ist nicht mehr da, und sie muss jetzt lernen, auf eigenen Beinen zu stehen
und allein durchs Leben zu gehen, ohne die beste Freundin an ihrer Seite.
Hast du dir die Haare für die neue Staffel abschneiden lassen, oder hattest du privat Lust auf einen neuen
Look?
Nein, ich habe mich von meinem Rotschopf für die zweite Staffel getrennt. Wir wollten mal was anderes
machen - Pony und Pferdeschwanz sind einfach sehr mädchenhaft, und da haben wir gesagt: "Kurz, ab und
knapp!" Ich fühle mich aber sehr wohl so. Und natürlich passt die neue Frisur auch ins Drehbuch: Frauen,
die eine gescheiterte Beziehung hinter sich haben, rennen ja erst mal zum Friseur und lassen sich die
Haare abschneiden. Und genauso ist das bei Lolle.
Ist es denn auch ein Imagewandel von der süßen, kleinen Lolle zu einer erwachsenen jungen Frau?
Auf jeden Fall! Der Kurzhaarschnitt hat nicht nur mein Äußeres verändert, sondern auch die Art und Weise,
wie ich schauspiele. Eins geht da ins andere über. Ich persönlich fühle mich durch die kürzeren Haare
kraftvoller und selbstbewusster. So soll auch die Lolle in der zweiten Staffel rüberkommen - kein naives
Landei mehr, sondern eine selbstsichere Großstadt-Göre. Von daher war der Kurzhaarschnitt eine Hilfe für
mich.
Was hat Lolle, was Felicitas Woll gerne hätte?
Ihre Entschlossenheit und ihre Spontanität, etwas zu tun. Einfach zu sagen: "So, das mache ich jetzt,
basta!" Und das dann auch wirklich durchzuziehen. Da bin ich persönlich eher unspontan und denke viel zu
lange nach, bevor ich wirklich mal etwas Neues ausprobiere. Lolle ist viel "straighter", als ich es bin.
Sie ist auch sehr quirlig und erlebt einfach unheimlich viele Geschichten - obwohl, die erlebe ich privat
auch. Mein Leben ist, seit dem ich vor der Kamera stehe, sehr spannend und turbulent. Wir haben einfach
viel gemeinsam.
Stimmt, du bist auch ein Landei...
Ja, ich bin mit fünf Geschwistern auf einem alternativen Bauernhof in der Nähe von Kassel aufgewachsen.
Und wenn ich nicht zufällig in einer Dorfdisco entdeckt worden wäre, hätte ich meine Ausbildung zur
Krankenschwester weitergemacht. Als mich mein Agent ansprach, ob ich es nicht mal als Schauspielerin
versuchen wolle, habe ich gedacht: "Kann ich ja mal machen!" Als ich zum Casting für "Die Camper"
kam und dort über 100 Bewerberinnen standen, war ich mir sicher: Das klappt nie! Und als ich meine erste
Rolle in der Tasche hatte, stand mein Weg wohl fest.
Seitdem hat sich dein Leben schlagartig verändert - sehnst du dich manchmal nach Kassel und dem
Bauernhofleben?
Nein, dort bin ich ja oft genug. Das ist mein anderes Leben. Mein Beruf geht nur bis zu einer gewissen
Grenze und dann kommt mein Privatleben - da, wo ich nur Felicitas bin und nicht Schauspielerin, keine
Texte pauke und keine Autogramme schreibe. Immer wenn ich eine Portion "Felicitas pur" brauche oder mir
die Decke auf den Kopf fällt, dann packe ich meine Koffer, fahre zu meiner Familie und schnuppere Landluft
- dann ist die Welt wieder in Ordnung.
Könntest du dir vorstellen, wie Lolle in Berlin zu leben?
Vorstellen kann ich mir das schon. Ich kann mich immer sehr schnell anpassen und fühle mich eigentlich
überall wohl, sobald ich es mir gemütlich gemacht habe. In Berlin Prenzlauer-Berg habe ich ja während des
Drehs für "Berlin, Berlin" schon mal Probe gewohnt. Aber so ganz überzeugt bin ich vom Großstadtleben
nicht.
Was würde dir denn fehlen?
Die Vögel und das Leuchten der Sterne. Mir würde die Ruhe fehlen und einfach das Gefühl, die Haustür
aufzumachen und ins Grüne gehen zu können, in den Wald oder auf die Wiese. Dafür bin ich einfach zu sehr
Landei.
Was ist deine größte Schwäche?
Meine Faulheit (lacht). Ich bin gerne und auch manchmal ziemlich lange faul - und habe dann nicht mal ein
schlechtes Gewissen. Wenn's dann wieder mit dem Drehen los geht, brauche ich ein paar Tage, bis der Motor
wieder in Schwung kommt. Aber wenn ich erstmal warmgelaufen bin, arbeite ich wie ein Berserker.
Du glaubst an Glücksbringer?
Ja, ich glaube, dass es Dinge gibt, die einem Glück bringen, die einem eine "postive Energie" (mimt
Daniel Küblböck) geben und die einem so helfen können. Das hat auch viel mit dem Kopf zu tun: Wenn man
wirklich daran glaubt und daran festhält, dann funktioniert das auch. Egal ob das ein Glücksstein oder ein
Teddy ist.
Hast du einen?
Ich habe einen Glücksstein und einen Ring, den ich immer trage.
Verrätst du uns eine Lebensweisheit?
Lebe den Moment, genieße den Augenblick! Die Zukunft zu planen bzw. in die Zukunft zu denken, das
funktioniert nicht wirklich. Man sollte lernen, den Moment in vollen Zügen zu genießen und glücklich zu
sein - das ist vielleicht das Geheimnis für meine positive Ausstrahlung und meinen Optimismus.
Du bekommst den Grimme-Preis verliehen - was bedeutet diese Auszeichnung für dich?
Ich kann das noch gar nicht richtig realisieren. Man muss sich das einfach mal vorstellen: Vor vier Jahren
wollte ich noch Krankenschwester werden und jetzt bekomme ich solch eine wichtige Auszeichnung. Wow, das
ist schon toll. Ich bin wahnsinnig stolz.
Lolle hat so ihre Probleme mit der Liebe, wie sieht es denn bei dir privat mit den Männern aus?
Zum Glück nicht so chaotisch wie bei Lolle. Ich habe schon lange eine glücklichen Beziehung und bin immer
noch verliebt bis über beide Ohren. Außerdem bin ich nicht der Mensch, der ständig auf der Suche ist. Wenn
ich mal alleine bin, dann ist das auch gut so - ich habe keine Probleme damit.
Was kommt nach Lolle?
Jetzt im Sommer steht wahrscheinlich ein Kinofilm an - aber oberste Priorität hat "Berlin, Berlin". Und
dann mal gucken. Ich entscheide immer aus dem Bauch heraus, das war bis jetzt immer das Richtige.