ZDF TV-Event "Dresden" Statement des Regisseurs Roland Suso Richter

Verantwortlich für eine Gratwanderung

Mein Anspruch als Regisseur von "Dresden" war und ist, jeden Moment der Dreharbeiten so nah wie möglich an das heranzukommen, was wirklich in dieser Nacht des 13. Februar 1945 geschehen ist. Das erfordert ein gewisses Maß an "Aushalten" - vom Team, von den Schauspielern und dann auch vom Zuschauer - um den tatsächlichen Geschehnissen genügend Respekt entgegenzubringen.

Respekt und Behutsamkeit, um die Waage zu halten zwischen einer spannenden und auch unterhaltsamen Dramaturgie und dem möglichst wahrheitsgetreuen Abbild dieser schrecklichen Nacht.

Das Set als Kriegsschauplatz

Diese Gratwanderung entlang der Grenzen des Zumutbaren war für mich die Basis, mit den Schauspielern zu arbeiten. Die Schauspieler wussten, wenn sie ans Set kommen, kommen sie an einen wahren Kriegsschauplatz. Alle und ganz besonders die Hauptdarsteller Felicitas Woll und Benjamin Sadler haben sich dem Thema während der Dreharbeiten sehr geöffnet und die Situationen im höchsten Maße emotional mitgetragen.

Exemplarisch möchte ich die Kellerszenen anführen, die eine klaustrophobische, angstbeladene Stimmung vermitteln sollten. Um diese auch bei den Darstellern zu erzeugen, haben wir ein Tonband mit dem Rhythmus der Detonationen herstellen lassen, der entsteht, wenn bei einem Angriff 200 Flugzeuge ihre Bombenlast abwerfen. Dieses Band haben wir mit einer 15000 Watt PA-Anlage abgespielt, deren Vibration für jeden körperlich spürbar wurde. Da entwickelte sich in den Gesichtern das schiere Entsetzen, bei den älteren Statisten zum Teil Tränen, was mich emotional sehr berührt hat.

Die Grenze des Zumutbaren

Auch das Feuerset, das das Ausmaß des Infernos des Feuersturms darstellen musste, bedeutete für mich als Regisseur, die Verantwortung zu tragen für die Frage "Wo ist die Grenze des Zumutbaren?". Die Temperatur der Flammen, der Wind, der Dreck stellten eine der größten Herausforderungen an die Darsteller und Komparsen dar. Zwischen 80 befeuerten Fenstern, vier bis fünf haushohen Flammen spiegelten ihre Gesichter einen Teil davon wider, was in dieser Nacht in Dresden wirklich stattgefunden hat.

"Dresden" bedeutet für mich die größte Herausforderung und war emotional einer der schwersten Wege, die ich als Regisseur gegangen bin. Ich habe mit "Dresden" über ein Jahr gelebt, es ist ein Teil von mir geworden.

von Roland Suso Richter